Schloss Linderhof ist das einzige Schloss, das König Ludwig II. von Bayern (1845–1886) vollständig vollenden ließ. Es war sein bevorzugter Rückzugsort und das einzige seiner drei großen Schlossprojekte – neben Neuschwanstein und Herrenchiemsee –, das zu seinen Lebzeiten fertiggestellt wurde.

Schloss Linderhof und König Ludwig II.

Linderhof wurde in den Jahren 1869 bis 1886 im Stil des Rokoko erbaut und war stark von der französischen Kultur Ludwigs XIV. inspiriert. Die prunkvolle Innenausstattung, der Spiegelsaal, die Wandteppiche und die kunstvollen Möbel spiegeln Ludwigs Hang zur Opulenz und seine Sehnsucht nach einer idealisierten Welt wider. Besonders bemerkenswert sind die Parkanlagen mit der berühmten Venusgrotte, in der Ludwig musikalische Szenen aus Wagners Opern nachstellen ließ.

Ludwigs Aufenthalte in Linderhof

Von allen seinen Schlössern hielt sich Ludwig II. am häufigsten in Linderhof auf. Er verbrachte dort insgesamt über acht Jahre seines Lebens, meist für längere Zeiträume. Er genoss die abgeschiedene Lage in den Ammergauer Alpen und ließ sich hier ganz seiner Fantasie und seinen Vorlieben für Musik und Literatur hingeben.

Tagesablauf von Ludwig II.

Ludwig II. hatte einen stark verschobenen Tagesrhythmus. Es ist überliefert, dass er oft erst um 16 Uhr aufstand und die Nacht zum Tag machte. Sein Tagesablauf in Linderhof sah in etwa so aus:

• Nach dem Aufstehen nahm er ein ausgedehntes Bad und frühstückte oft erst am späten Nachmittag.
• Am Abend unternahm er Spaziergänge durch den Park oder ließ sich mit der Gondel in der künstlichen Venusgrotte herumfahren, während Musik von Richard Wagner erklang.
• Nachts speiste er oft allein in prunkvoller Atmosphäre, dabei nutzte er die berühmte «Tischlein-deck-dich»-Mechanik, durch die sein Esstisch aus dem unteren Stockwerk hochgefahren wurde, sodass er niemanden sehen musste.
• In den frühen Morgenstunden beschäftigte er sich mit seinen Architekturprojekten, las oder hörte Musik, bevor er bei Sonnenaufgang zu Bett ging.

Vergleich mit Neuschwanstein und Herrenchiemsee

Von seinen drei Hauptschlössern verbrachte Ludwig II. mit Abstand die meiste Zeit in Linderhof.

• Neuschwanstein: Obwohl es sein berühmtestes Schloss ist, hat er dort nur wenige Tage verbracht, da es zum Zeitpunkt seines Todes 1886 noch nicht vollständig fertiggestellt war.
• Herrenchiemsee: Auch dieses Schloss blieb unvollendet, und Ludwig hielt sich dort nur für etwa zehn Tage auf.
• Linderhof: Hier verbrachte er die längste Zeit und lebte dort über Jahre hinweg.

Ludwig II. bevorzugte Schloss Linderhof als seinen Hauptwohnsitz, während Neuschwanstein mehr als Traumwelt für seine Fantasie diente, aber kaum von ihm bewohnt wurde. Herrenchiemsee war als Hommage an Ludwig XIV. gedacht, wurde aber nur kurz von ihm genutzt. Linderhof war sein persönlicher Rückzugsort, in dem er sich seinen Illusionen und seiner Sehnsucht nach einer idealisierten Welt hingeben konnte.

Sapere aude!

S.

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Unterwegs im Schloss und Schlosspark. An jeder Stelle scheint die Seele des Königs zu ruhen; wer sich darauf einlässt, kann die Präsenz von König Ludwig II. förmlich spüren und Wagner-Klänge in Gedanken hören. Ich war zweimal am Schloss, lauschte Wagner im Park und dachte über die Welt nach – das Echo hallt noch immer in mir nach.

Wer es mirgleichtun mag, Wagner im Park hören, ich empfehle: Götterdämmerung - Siegfried's Funeral March

Und wer es etwas Tondichterisch heller haben möchte, das hier: Parsifal Prelude
 

Eine Hommage: Die Fotogalerie